Dick und Dünn im Bauch

In wie weit schneidert die Darmflora an der Figur mit? Eine Meta-Analyse hat sich diesem Thema angenommen und trägt zu gutem Hintergrundwissen bei.

Welchen Einfluss haben die Darmbakterien auf die Figur?

Stimmt es, dass Lactobazillen dick machen?

Schon 2012 wurde eine große und solide Meta-Analyse veröffentlicht, die sich diesem Thema zu nähern versuchte. Sie beschrieb ein durchaus differenziertes Bild auf das ich in der Folge gerne eingehen möchte.

Im Groben kann man folgende Gruppen zuordnen:

  • Bacteroides,
    Actinobakterien (Bifidobakterien) und Akkermansia municiphila gehören zu den Schlankmachern im Darm.
  • Firmicutes,
    gehören eher zu den Dickmachern. Wobei es hier schon etwas komplexer wird. Lactobazillen gehören zu den Firmicutes. Es gibt aber durchaus auch Lactobazillen, die zur Gewichtsreduzierung beitragen.
  • Firmicutes wie Clostridien, Staphylokokken und eben Milchsäurebakterien haben die Fähigkeit, aus wirklich allem noch Energie zu erwirtschaften. Sie können sowohl Fette, als auch Protein und Kohlehydrate abbauen, selbst dann noch, wenn sie im Dickdarm als sonst unverdauliche Reste ankommen. So kann es dann durchaus passieren, dass ein Mensch mit sehr diätbewusster Ernährungsweise trotz Kalorienzählen zunimmt. Wenn die Patientin sagt: „ich weiss auch nicht, ich esse doch nicht viel und achte sehr darauf…“, dann kann ein Blick in die Darmflora angesagt sein.

In der genannten Studie aus 2012 wurde präzisiert:

  • Lactobacillus acidophilus
    trägt signifikant zur Gewichtszunahme bei Menschen und Tieren bei.
  • Lactobacillus fermentum und Lactobacillus ingluviei
    stehen im Zusammenhang mit Gewichtszunahme bei Tieren. Es wurden mit diesen Stämmen aber auch keine Menschen untersucht und L. ingluviei ist offenbar nur im Darm von Tieren vorhanden.
  • Lactobacillus plantarum
    befördert Gewichtsverlust bei Tieren. Hier wurden keine Menschen untersucht.
  • Lactobacillus gasseri
    trägt zur Gewichtsreduzierung sowohl in übergewichtigen Menschen als auch Tieren bei.
  • Für andere Lactobacillus-Stämme, wie L. reuteri, L. casei, L. rhamnosus und L. sporogenes konnte keine wirkliche Aussage getroffen werden.

Es konnten sich die Annahmen bestätigen, dass L. acidophilus und L. fermentum eher mit Übergewicht verbunden sind und L. gasseri sowie L. plantarum eher einen Anti-Adipositas-Effekt haben. Die Größenordnung der Gewichtszunahme durch die Gabe von L. acidophilus beträgt in etwa 1,5kg bei einer 70kg schweren Person, die Gewichtsreduzierung durch L. gasseri liegt bei 6kg.

In der Praxis

Dies alles ist gut zu wissen im Hintergrund der therapeutischen Arbeit und in Bezug auf Gewichtszunahme oder -Abnahme. Übrigens hat sich auch gezeigt, dass es durchaus geschehen kann, dass Menschen nach Antibiotikagabe plötzlich Gewicht zulegen. In einem solchen Fall kann eine regulierende Kur mit L. gasseri sicherlich eine gute Unterstützung bieten.

Doch bleibt ein Eingreifen in die mikrobielle Zusammensetzung sicherlich schwierig. Die Gesundheit wird durch ein möglichst diverses Mikrobiom unterstützt und es sollten Patient*innen nicht in die Denkschiene gelangen: „L. acidophilus ist böse und macht dick“. Übergewicht ist ein sehr komplexes Thema und sicherlich nicht allein auf die Mitbewohner im Darm zurückzuführen. Ein Blick darauf mag aber in Einzelfällen hilfreich sein.

Es ist eben alles eine Frage der Balance.

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0882401012001106

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