Leaky Gut – Wenn die Darmschleimhaut porös ist

Die Bezeichnung: „gestörte Darmbarriere“ ist in medizinischen Kreisen eher akzeptiert. Hier wird allerdings die Auswirkung des Themas auf den Darm beschränkt. Symptome zeigen sich hier als Durchfall, Blähungen, Müdigkeit, sinkende Leistungsfähigkeit und Nahrungsmittelintoleranzen. Beim Leaky Gut jedoch werden die Auswirkungen auf Erkrankungen des ganzen Körpers angelegt. In der Diskussion sind

  • Autoimmunerkrankungen wie Rheuma und Sarkoidose,
  • entzündliche Erkrankungen wie Hashimoto und die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen,
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Psoriasis,
  • Allergien, Asthma,
  • bis hin zu Erkrankungen wie MS, Parkinson und Autismus.

Lange Zeit galt dies als wissenschaftlich zu spekulativ. Doch auch wenn die Studienlage hier immer noch mager ist, wird die Beteiligung eines Leaky Gut im Hintergrund chronischer Erkrankungen mehr und mehr in Betracht gezogen.

Die Darmschleimhaut ist ja in der Tat sowieso teilweise durchlässig, einerseits hat sie die Aufgabe Schadstoffe und Erreger abzuwehren und dennoch soll gesichert sein, dass Nährstoffe aus der Nahrung durchgelassen werden damit sie in den Körper gelangen können. Transportkanälchen gewährleisten dies. Bei einigen Erkrankungen hat man beobachtet, dass diese Kanälchen weiter sind als „normal“. Dies trifft bei entzündlichen Darmerkrankungen zu, bei Unverträglichkeiten, bei der Zöliakie und beim Reizdarm. Und es ist bekannt, dass z.B. Entzündungshemmer die Verbindung zwischen den Tight Junctions in der Dünndarmwand schwächen und die Darmschleimhaut von daher durchlässiger wird.

Die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen könnten sowohl Auslöser als auch Folge eines Leaky-Gut sein, hier haben wir das typische Henne-Ei Problem und dies ist bislang wirklich noch ungeklärt.

Dr. Alessio Fasano, ein Kindergastroenterologe und Forscher, ist unter anderem als Professor an der Harvard Medical School tätig. Er hat viel geforscht im Zusammenhang mit Gluten und Darmbarriere. Hier ein paar Links für Interessierte:

https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/1741-7015-10-13?optIn=false

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0016508501251877

https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/physrev.00003.2008?view=long&pmid=21248165&

Er hat auch ein Buch geschrieben über Gluten, Weizensensitivität, Zöliakie und Zonulin: „Die ganze Wahrheit über Gluten“. In diesem Zusammenhang ist für ihn das Leaky Gut wesentlich. Und es eignet sich sehr gut für Patient*innen mit diesen Beschwerdebildern.

In unserer Praxis geht es in der Regel aber nicht um Henne-Ei-Probleme. Uns stellt sich eher die Frage danach, was hier hilfreich ist und ob ein Leaky Gut ausheilen kann. Sicherlich kann man Diabetes, CfS, MS, Lupus, Rheuma oder gar Autismus nicht alleine durch ein Leaky Gut erklären. Doch lohnt es sich bei fast allen chronischen Erkrankungen, einen Blick auf diesen möglichen Hintergrund zu werfen.

Ja, ein Leaky Gut kann ausheilen. Es braucht zwar Zeit und Geduld, aber es ist möglich. Oft schon habe ich erfahren können, dass sich die Symptome einer Unverträglichkeit reduzieren oder gar ganz lösen wenn eine Darmschleimhaut wieder regeneriert ist.

In diesem Sinne schaue ich in meiner Praxis auf die Gesamtheit der im Darm befindlichen Baustellen:

Darmflora,

Pilzbefall,

Verdauungsrückstände,

Entzündungsparameter (Calprotectin)

Leaky Gut (alpha-1-antitrypsin / Zonulin)

SigA

(siehe auch: Gesundheitscheck Darm von Ganz Immun)

Was kann ein Leaky Gut triggern?

Gluten

FODMAPs

Medikamente (Antibiotika, Schmerzmedikamente, Chemotherapie)

Stress

Alkohol

Nikotin

Umweltgifte, Schwermetalle

Dysbiose im Darm und Gärungsprozesse

Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen

Fehlernährung

Von der Seite der Ernährung her?

Eine Ernährungsumstellung ist wesentlich. „Antientzündlich leben“ könnte hier ein Stichwort sein.

Zum Einen Karenz derjenigen Lebensmittel, die eher zum Leaky Gut beitragen, also die NO’s:

  • Milchprodukte
  • Soja
  • Wurst,
  • Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste
  • Alkohol, Nikotin, Süßstoffe
  • FODMAPs

Zum Anderen: Lebensmittel, die reich an Omega-3 Fettsäuren sind, sollten auf dem Speiseplan Platz finden, also die Yes’s:

  • Thunfisch, Makrele und Lachs
  • Nüsse und Samen
  • Avocado
  • Leinöl und Leinsamen, Walnussöl, Hanföl, Rapsöl
  • Joghurt, Kefir, fermentiertes Gemüse und -Tee (sofern keine HIT vorliegt)
  • Präbiotische Lebensmittel: Buchweizen, Hirse, Chicorée, Topinambur, Schwarzwurzel (sofern keine FI vorliegt)
  • Gemüse, Obst
  • Quinoa, Amaranth, Buchweizen

Zu empfehlen auch die Budwig-Creme aus Quark und Leinöl

Ebenso Nahrungsmittel, die reich an L-Glutamin sind:

  • Fisch (Thunfisch, Rotbarsch, Forelle, Karpfen, Seezunge, Nordseegarnelen…)
  • Fleisch (Schweinehackfleisch, Roastbeef, Kasseler, Rinderfilet…)
  • Milchprodukte (Gouda, Edamer, Tilsiter, Appenzeller)
  • Sojabohnen, Erdnüsse, Linsen
  • Kartoffeln
  • Spinat
  • Petersilie

Hier ist ein Link für L-Glutamin-haltige Lebensmittel. Sie lässt allerdings die Frage nach Unverträglichkeit und Leaky Gut Risiko außer Acht.

https://funkthedrink.de/blog/l-glutamin-lebensmittel/

Und hier noch ein genereller Link zum Thema L-Glutamin:

https://vitamine-ratgeber.com/aminosaeuren/l-glutamin/

Welche Mikronährstoffe sind wichtig?

L-Glutamin (3 – 6g/täglich)

Zink (bis zu 30mg/täglich)

Vitamin C (1000mg/täglich oder als Infusion mit 7,5g)

Nupure probaflor sollte bei einer Therapie des Leaky Gut und einer Darmsanierung nie fehlen.

Persönlich habe ich auch gute Erfahrungen gemacht mit Mucosa Formula von Biogena. Dies ist ein Kombi-Kapselprodukt mit vielen gut funktionierenden Mikronährstoffen. Allerdings ist nach meiner Erfahrung hier das L-Glutamin zu gering dosiert. Von daher würde ich dies immer noch zusätzlich empfehlen.

Und wenn Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, weitere gute Tipps aus der Praxis haben, dann freue ich mich, wenn Sie mir diese zukommen lassen. Ich fasse das dann zusammen und stelle die Informationen gerne wieder hier ein.

Werden Sie die führende Praxis in Ihrer Region

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen Blick hinter die Kulissen wirklich erfolgreicher Praxen. Zum Einstieg erhalten Sie sofort die „10 Tipps wie Sie Ihre Abwehr stärken können“ als Handout für Ihre Patienten.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert